Perspektivenwechsel: Unsere Sicht auf die Dinge ändern
Man kann in einem Buch oder in einer Geschichte nur eine Erzählperspektive zu verwenden. Manchmal ist der Perspektivenwechsel eine gute Alternative – jedoch nur dann, wenn er gut gemacht ist.
Perspektivenwechsel bedeutet, dass innerhalb des Werkes die Erzählsituation verändert wird. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten.
1. Unterschiedliche personale Stimmen bzw. ich-Erzähler:innen
Diesen Perspektivenwechsel kannst du verwenden, wenn du deine Geschichte aus der Sicht verschiedener Figuren erzählen möchtest. Die Leser:innen wechseln dadurch auch ihren Blick auf die Geschichte und auch auf die Charaktere, weil sich die Sicht auf Dinge sowie die Bewertung der Situation verändert. Möglicherweise führt das dazu, dass sich die Leser:innen weniger leicht mit nur einer Figur identifizieren. Aber das kann auch gut sein. Gerade in Krimis und Thrillern wird dieser Perspektivenwechsel oft verwendet, um die Leser:innen zu verwirren: Wer ist nun der Gute, wer der Böse?
Bitte beachten: Der Perspektivenwechsel muss für die Leser:innen klar und eindeutig sein. Am besten machst du den Wechsel kapitelweise und kennzeichnest das jeweilige Kapitel klar, aus welcher Perspektive nun geschrieben wird (z. B. durch die Benennung des Kapitels nach dem Namen der jeweiligen Figur). Auch sollten nicht zu viele unterschiedliche personale oder Ich- Perspektiven verwendet werden, weil so viele unterschiedliche Blickwinkel für die Leser:innen einfach zu viel sind.
Beispiele aus der Literatur:
Sebastian Fitzek: Das Geschenk
Val McDermid: Das Moor des Vergessens
Romy Hausmann: Liebes Kind (unterschiedliche ich-Erzähler:innen)
R.L. Stevenson: Die Schatzinsel
„Die Schatzinsel“ ist übrigens ein Spezialfall: Es gibt einen Ich-Erzähler, dann wird mittendrin in die Sicht einer anderen Person gewechselt, und dann geht es wieder zurück zum Ich-Erzähler.
2. Wechsel zwischen unterschiedlichen Perspektiven
Du kannst beispielsweise die Geschichte aus der allwissenden Perspektive starten, um die Ausgangssituation darzustellen, und dann in die personale Perspektive oder eine ich-Erzähler:in wechseln (z. B. in einem Krimi die Sicht der Ermittler:in o.ä). Ein gutes Beispiel dafür ist der 1. Band der Harry Potter Reihe. Dieser startet in der allwissenden Perspektive und wird erst dann personal. Das funktioniert beispielsweise bei Krimis, Thrillern und dergleichen auch sehr gut.
Gerade bei Sachbüchern ist ein Perspektivenwechsel auch eine gute Lösung, um sie lebendiger zu gestalten.
Beispiel: Ich schreibe als Resilienztrainerin ein Buch über Resilienztraining für Unternehmen und nehme bei meinen Fallbeispielen immer unterschiedliche personale Perspektiven: die einer Mitarbeiterin, die der Teamleiterin, die des Vorgesetzten, die der Unternehmensinhaberin etc. So kann ich alle, die direkt oder indirekt von einem Resilienzworkshop im Unternehmen betroffen sind, ins Boot holen und ihnen zeigen, was sie persönlich davon haben.
Wichtig: Natürlich kannst du Perspektiven bunt durchmischen – solltest du aber nicht. Das ist für Leser:innen sehr verwirrend und sie werden vermutlich nicht weiterlesen. Manchmal passiert so ein bunter, chaotischer Perspektivenwechsel auch unabsichtlich. Daher ist es wichtig, dass du eine Perspektive immer sehr bewusst einsetzt und beim nochmaligen Durchlesen deines Textes besonders darauf achtest.
Einen Überblick über alle Erzählperspektiven findest du hier: Alles eine Frage der Perspektive: die Erzählperspektiven im Überblick