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G’scheit oder gar nicht!
Kennst du sie, diese genialen Blogartikel, die sich lesen wie Schokoladekuchen, die durch den Kopf ziehen wie Balsam und das angenehme Gefühl zurücklassen, dass man sich in kürzester Zeit etwas Gutes gegönnt hat?
Sie sind eine Seltenheit.
Leider.
Mir kommen immer öfter Artikel unter, denen man anmerkt, dass sie nur wegen der Reichweite oder zur Akquise – oder gar von einer Künstlichen Intelligenz – geschrieben wurden. Keyword-Optimierung ist eine Sache, Lesbarkeit eine andere. Und emotionales Ansprechen der eigenen Kund:innen, auf deren Wohlwollen man in jeder Branche angewiesen ist, nochmal eine andere.
Bekenntnis eines Wortjunkies
Jetzt bin ich zugegebenermaßen von Berufs wegen ein Wortjunkie, und die missbräuchliche Verwendung von Wortwiederholungen führt bei mir sehr schnell zu einem ausgeprägten seelischen wie körperlichen Unwohlsein. Missbräuchlich deswegen, weil Wortwiederholungen ja sehr wohl als Stilmittel eingesetzt werden können, sogar auf eine sehr reizvolle Art – aber nicht, wenn es ausschließlich um SEO geht und die Taktik dahinter zulasten einer schönen und ansprechenden Sprache geht.
Knäckebrot versus Schokoladekuchen
Diese Blogartikel, die sich lesen wie trockenes Knäckebrot, durch den Kopf ziehen wie die fünfhundertste Wiederholung vom „Musikantenstadl“ und das unangenehme Gefühl zurücklassen, gerade fünf wertvolle Minuten des Lebens verschwendet zu haben – diese sind es, die unterm Strich mehr KundInnen kosten als sie bringen.
Weil unsere KundInnen und InteressentInnen es merken, ob wir unser Herzblut verschreiben oder nur unserer vermeintlichen „Pflicht“ nachkommen und ein paar bedeutungsleere Zeilen lieblos hinwurschteln.
Ungebetene Geschenke – die kostenlosen E-Books
Das gleiche gilt in ähnlicher Weise auch für das einst interessante, mittlerweile jedoch völlig ausgereizte Marketing-Tool der „kostenlosen E-Books“.
Lange Zeit war es ein von allen Business-Coaches vorgeschlagenes effektives Tool zur Kundengewinnung. Und auch ich habe die kostenlosen E-Books in der Vergangenheit gerne eingesetzt. Doch mittlerweile hat sogar schon der Maroniverkäufer auf dem Hauptplatz in Mistelbach sein eigenes kostenloses E-Book. Es herrscht eine heillose Überflutung an billigem kostenlosem Material (nein, das ist kein Schreibfehler!) und niemand liest es mehr.
Ich bin sicher, auch du hast schon auf diversen Business-Plattformen als Antwort auf eine Kontaktanfrage (oder komplett aus heiterem Himmel) eine copy-and-paste-Message bekommen, in der dir der Absender oder die Absenderin großzügig kostenlos sein/ihr neues E-Book zukommen lässt und dich auch gleich noch um eine Stellungnahme bittet, ob es dir gefallen hat.
Auch wenn ich dafür sicher nicht in den Himmel kommen werde – als professionelle Texterin schicke ich in einem solchen Fall eine Preisliste und frage nach, wo ich die Rechnung für die Einschätzung und gegebenenfalls das Lektorat des werten Buchs hinsenden darf.
In anderen Fällen begnüge ich mich damit, auf meine knappe Zeit hinzuweisen und dass ich leider nicht alles, was mir geschenkt wird, auch annehmen kann.
Ich kann mir nicht leisten, alles, was mir geschenkt wird, anzunehmen.
Früher was das anders. Da habe ich es als Gebot der Höflichkeit gesehen, das Geschenkte auch zu konsumieren – um mich dann dabei meist zu Tränen zu langweilen oder einfach nur bass erstaunt darüber zu sein, wie viel Nichtssagendes man mit Werbung kombiniert in ein PDF packen kann.
Wohlgemerkt, es geht auch anders.
Und manche Unternehmer:innen machen sich wirklich viel Mühe damit, ein passendes Freebie zusammenzustellen.
Mein Tipp aus Sicht der Texterin: Schreib Blogartikel nur dann, wenn du es wirklich gern machst. Oder lass sie von einem Profi schreiben.
Denn lieblose Blogartikel schaden dir mehr, als wenn du gar keine auf deiner Seite hast.
Schlagwort Content
Und wenn du Content schaffen willst (auch so ein «@€§¶%-Schlagwort!), dann nimm dir Zeit, wirf einen Blick in dein Mission Statement, auf deine Werte oder auf dein Vision Board (ich nehme an, du hast so etwas?!), überleg, was du zu sagen hast, wer es lesen soll und wie du rüberkommen möchtest – und dann leg los! Nein, es muss nicht fehlerfrei sein. Und es muss nicht immer lupenreines Deutsch sein (obschon das unter Umständen professioneller wirkt). Es dürfen auch Wortkreationen in deinen Produkten erscheinen, die deine Leser:innen kurz stocken lassen, man darf über manche Begriffe stolpern, nochmal drüberlesen, schmunzeln, den Kopf schütteln oder zustimmend nicken. Und ja, du darfst/sollst/musst polarisieren. Du hast das Recht, auch mal auf Zehen zu steigen – solange du es nicht übertreibst. Und du darfst deine Meinung sagen. Denn nur so findest du die Leute, die wirklich zu dir passen und die du mit deiner Arbeit zufriedenstellen – oder gar glücklich machen – kannst.
Möglicherweise wirst du das eine oder andere der aufgezählten Stilmittel in diesem Blogartikel finden.
Du darfst mit Worten spielen, sie auch einmal herumtollen lassen, deinem Innersten freien Lauf lassen.
Du darfst nur bitte, bitte eines nicht – oder eigentlich zwei Dinge:
- Sei nicht langweilig
- und schreib nicht nur um des Schreibens willen leere Worthülsen.
So – und um dich nicht zu langweilen, werde ich diesen Blogartikel hier und jetzt beenden.
Du hast ohnehin keine Zeit mehr, weiterzulesen – schnapp dir deinen Laptop und fang an!
Du weißt nicht wie?
Dann freue ich mich im Namen der Ghostwriting Academy auf deine Kontaktaufnahme! wir haben hier ausreichend wirklich tolle schreibende Menschen, die dir die Arbeit gerne abnehmen! (Siehst du, SO muss plumpe Werbung!)
Herzlichst, deine
Lisa
Lisa Keskin ist Lehrgangsleiterin der Ghostwriting Academy, Ghostwriter und Autorin.