
The Write Way Podcast Folge 11: Wie zum Teufel entsteht so ein Buch? Teil 2
Moni: Und da sind wir wieder mit der Frage: Wie zum Teufel entsteht eigentlich so ein Buch? Heute Teil zwei. Das letzte Mal sind wir beim Lektorat stehen geblieben. Da haben wir gesagt, ganz wichtig: ein Dokument, und zwar ein Word-Dokument mit allen Texten an den Lektor oder die Lektorin schicken. Das heißt, wenn die das Manuskript bekommt, muss alles da sein, inklusive „über die Autorin“, Klappentext und Co.
Lisa: Und bitte unbedingt auch der Titel. Wir hatten es nämlich tatsächlich schon einmal bei einem Buch, dass wir gerade noch draufkommen sind, dass der Titel falsch ist. Also dass im Titel ein Schreibfehler drinnen ist. Aufpassen, das ist nämlich das Peinlichste überhaupt.
Moni: Unterschied Lektorat, Korrektorat sollten wir auch noch besprechen. Und zwar beim Korrektorat geht es wirklich nur um Punkte, Kommas, Rufzeichen, Schreibfehler et cetera.
Lisa: Beim Lektorat geht’s wesentlich weiter. Da geht es auch darum, ob eine Formulierung sauber ist, ob vielleicht zwei Wörter nicht zusammenpassen. Wenn du zum Beispiel schreibst, „ich mache Freunde“, mein eigenes Lieblingsbeispiel, „Lass uns doch Freunde machen“. Nein, das ist nicht deutsch. Das heißt, lass uns doch Freunde werden und eine gescheite Lektorin oder ein gescheiter Lektor merkt das und sagt dir das auch. Wie weit du das dann möchtest und wie weit du auch möchtest, dass in das Dokument eingegriffen wird, machst du am besten vorab aus. Genau.
Moni: Und wichtig ist auch noch zu sagen, dass es natürlich vieles dazwischen gibt. Also zwischen Korrektorat und Lektorat gibt es auch noch erweitertes Korrektorat, sprich: primär Rechtschreibung, Grammatikfehler, aber auch zu sagen, wenn was Extremes auffällt, z. B. eine Person hat plötzlich einen anderen Namen, der rote Faden reißt mittendrin brutal ab. Bitte dann sag’s mir auch. Das kann man und sollte man sich immer individuell und ganz genau mit dem Lektor und der Lektorin ausmachen.
Lisa: Genau, das ist ein wichtiger Punkt; worauf man auch achten könnte, ist ein sogenanntes Sensitivity Reading. Das heißt, dass du den Lektor oder die Lektorin darauf achten lässt, ob du Ausdrücke verwendest, die politisch nicht ganz korrekt sind, die man so nicht mehr sagt oder wo du vielleicht Leute damit diskriminierst, ohne dass du es eigentlich möchtest.
Ja, was passiert jetzt?
Lisa: Jetzt bekomme ich dann das Manuskript hoffentlich vom Lektorat zurück.
Moni: Wie lange dauert das und wie geht es dann weiter?
Lisa: Der Prozess dauert, sage ich einmal, bis zu vier Wochen. Es kann manchmal überhaupt, wenn das Buch nicht sehr umfangreich ist, wesentlich schneller gehen. Aber auch da gilt es bitte unbedingt mit dem Lektor oder der Lektorin ausmachen, auch eine Deadline setzen, nämlich auch im Hinblick darauf, was du dann mit dem Buch vorhast, beziehungsweise wie dann der weitere Prozess ist.
Und ganz wichtig, wenn du das Manuskript aus dem Lektorat zurückbekommst, schreck dich nicht. Es schaut meistens furchtbar aus. Das ist auch so, wenn es zu mir zurückkommt und ich habe doch schon einige Bücher mittlerweile geschrieben. Es ist einfach rot, wenn es zurückkommt, weil ein Lektor oder Lektorin das eben so macht, dass das mit Änderungen nachvollziehen. Das heißt, du kannst dir dann anschauen, was wurde gemacht. Du kannst dir überlegen, was du annimmst und was nicht. Wobei bitte, wenn es Rechtschreibfehler sind oder Kommas, ist es keine Option, es nicht anzunehmen. Wenn’s größere Dinge sind, wird’s meistens eh in einem Kommentar am Rand stehen. „Ich würde dir vorschlagen, dass du das eher so oder so schreibst“.
Moni: Ja, und wenn man mit einem Ghostwriter zusammenarbeitet, ist ganz wichtig zu sagen, dass die Endfreigabe immer vom Kunden oder der Kundin kommt. Der Ghostwriter macht das nicht. Das heißt, das wird dann auch noch zwischen Ghostwriter und Kunde/Kundin hin und her geschickt.
Lisa: Vor allem wenn es Fragen gibt, wie soll man das jetzt ändern, weil es doch vielleicht deinen Stil ein bisschen verändert? Das kann der Ghostwriter nicht für Kunde oder Kundin entscheiden. Jedenfalls ist es dann so, dass irgendwann das Ding fertig ist, dass du oder ich als Ghostwriter oder einer meiner Kollegen und Kolleginnen dieses Ding eingearbeitet habt. Und dann ganz, ganz wichtig, sollte bitte auf keinen Fall mehr etwas geändert werden, weil ein Grafiker oder Grafikerin ist nicht dafür zuständig, deine Texte, die du vielleicht dann noch so hinten nachschießt, Korrektur zu lesen. Die können das auch meistens nicht. Das ist nicht ihr Job. Das heißt, es kann dir dann passieren, dass du sagst, oh, da hätte ich noch gerne ein Zitat drinnen, das Zitat ungeschaut an den Grafiker schickst und dann hast du einen Fehler im Buch, weil es keinem aufgefallen ist.
Moni: Apropos Grafiker, das heißt, wenn es eine Freigabe für das lektorierte Manuskript gibt, geht das dieses Manuskript an die Grafik, also Grafikerin, die sich dann eben das Layout des Buches kümmert, ja, wie die Lisa gesagt hat, bitte nicht irgendwelche anderen Dinge. Das heißt, wenn es da noch Änderungen gibt, hast du Pech gehabt.
Lisa: Beziehungsweise wenn man wirklich draufkommt, es fällt dir der Himmel am Kopf, wenn das Manuskript so rausgeht, wie es jetzt ist, dann bitte kontaktiere die Person, die dafür zuständig ist. Also entweder rede mit deiner Lektorin nochmal drüber oder mit deinem Ghostwriter, wenn du es das mit dem Ghostwriter machen hast lassen. Aber schick nicht dann irgendwelche Texte in blinder Panik zum Grafiker oder zur Grafikerin. Aus meiner eigenen Erfahrung ist es so, dass man meistens kurz bevor das Buch fertig ist und bevor es rausgeht, noch mal kalte Füße kriegt. Das heißt, da kommt dann noch mal die ganze Frage, da kann die Moni dann klar ein Liedchen davon singen: „Passt das überhaupt alles?“ „Kann ich das so veröffentlichen?“ „Oh Gott, wenn das jemand liest!“, bla bla bla. Und das geht oft wirklich im Unterbewusstsein ab, Moni, gell?
Moni: Genau, aber da hörst du am besten in die Folge neun rein zum Thema Book Imposter, da besprechen wir das alles ganz genau. Ja, jetzt ist das Buch bei der Grafik. Was passiert dann, Lisa? Wie funktioniert das? Wie lange dauert das?
Lisa: Ja, je nachdem, zu wem du es gibst, geht es dann auf verschiedene Weisen weiter. Entweder du hast eine Grafikerin, die sagt: „Okay, ich mache dir einmal drei Vorschläge und du suchst dir dann was aus, oder du kriegst vielleicht auch nur einen Vorschlag und man arbeitet an dem weiter. Prinzipiell geht es darum, du kriegst einmal Entwürfe für Cover und Layout und dann nähert man sich aneinander an, bis du sagst: „Ja, okay, passt, ist super.“
Moni: Und wie lange dauert das insgesamt, bis dann so das ganze Layout fertig ist?
Lisa: Ja, das kommt natürlich darauf an, wie schnell du dich mit deiner Grafikerin auf einen Stil einigst, wie schnell du Feedback gibst etc. Aber ich würde mal sagen, so zwei Monate solltest du schon einplanen. Es kann manchmal schneller gehen, aber nicht unbedingt.
Moni: Ja, und dann nehmen wir an, wir haben jetzt ein fertiges Layout mit einem Cover. Ich bin glücklich und zufrieden. Was passiert dann?
Lisa: Dann schickt die Grafikerin dir das gesamte Ding noch mal für eine Freigabe und dann gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder du sagst: „Ja, passt schon. Druckfreigabe, laden wir es drauf, oder du machst es so wie wir, dass du nämlich noch mal ein Endlektorat drüber laufen lässt, nachdem die Moni der Spezialistin ist. Moni, wie macht man denn das?
Moni: Also erstens muss ich mal vorausschicken: Jeder, der einen inneren Monk hat, so wie ich, wird Endlektorat lieben. Der Vorteil ist auch, man kann herrlich klugscheißen. Und man ist quasi die letzte Klugscheißinstanz und kann alle, die vorher an dem Buch gearbeitet haben, so ein bisschen auf die Fehler hinweisen. Ich liebe es. Im Grunde geht es darum, zu schauen, erstens:
- Ist alles da?
- Fehlt etwas?
- Gibt es irgendwo vom Layout her Probleme, weil etwas fehlt, eine Grafik irgendwo falsch ist, die die Zeilenabstände nicht stimmen, Zeilen zu sehr zusammengeschoben sind, also Buchstaben aufeinander picken.
- Vielleicht fehlt hier und da das eine oder andere Leerzeichen. Vielleicht gibt es auch ein paar Leerzeichen zu viel. Das kommt auch immer wieder vor.
- Gibt es irgendwo einen Satz, der auf der einen Seite anfängt mit drei Wörtern und auf der nächsten weitergeht? Und all diese Dinge.
Dazu muss man jetzt kein Layout-Profi sein. Also, ich kann Layouts nicht machen, aber ich kann Fehler finden. Und natürlich lese ich mir beim Endlektorat den Text auch noch mal durch.
Lisa: Das ist insofern hilfreich, weil alle, die bisher an diesem Buch gearbeitet haben, also sprich die Person, die es geschrieben hat, die Person, die es lektoriert hat, aber auch wenn ein Ghostwriter involviert war, ja meistens schon so tief drinstecken, dass sie die Fehler gar nicht mehr finden. Das heißt, ich bin jetzt sicher kein Beistrichprofi, aber die gröbsten Dinge, die vielleicht doch übersehen wurden, finde ich da auch noch. Und ich würde es euch wirklich gönnen, dass ihr einmal dabei seid, wenn die Moni und ich gemeinsam Endlektorat machen. Das heißt, wenn sie klugscheißt und ich dann gegenübersitze oder neben ihr, je nachdem, und bei jedem Lehrzeichen, das sie gefunden hat, ein kleines Drama mache.
Moni: Ist ja unterhaltsam. Was ich übrigens mir auch noch anschaue, ist, ob die Seitenangaben beim Inhaltsverzeichnis mit den tatsächlichen Seitzahlen im Buch dann übereinstimmen und solche Dinge. Da kann einfach extrem viel passieren im Fluss der Kreativität. Also das ist auch nichts Schlimmes, wenn das passiert, auch wenn dann gewisse Leute sich auf den Schlips getreten fühlen, wenn man sie auf Fehler hinweist.
Lisa: Diese gewissen Leute bedanken sich ja im Nachhinein immer bei dir, möchte ich schon auch sagen.
Moni: Genau. Also das war einfach auch unser Learning, die Qualität noch weiter raufzuschrauben. Ich meine, es ist immerhin dein Buch oder mein Buch oder Lisas Buch oder wessen Buch auch immer. Das ist dann am Markt erhältlich. Das muss schon gut sein. Um die Qualität weiter raufzuschrauben, ist so ein Endlektorat einfach sinnvoll.
Lisa: Genau. Wenn das dann erledigt ist, kommt das Ding noch mal zum Autor oder zur Autorin und dann gibt es Trommel, eine Druckfreigabe. Sprich: Yes, jetzt können wir damit raus. Das ist aus rechtlichen Gründen auch extrem wichtig, weil weder die Grafikerin noch ich als Ghostwriter können die Verantwortung dafür wirklich übernehmen. Das ist dein Ding. Das heißt, es liegt auch an dir, zu schauen oder zu gewährleisten, dass zum Beispiel, wenn Fotos da sind, du die Rechte checkst. Wenn du jetzt angenommen Fotos machen lässt von dir, dass du mit dem Fotografen oder der Fotografin redest und sagst: Darf ich das verwenden und dir das schriftlich geben lässt. Für das können wir die Verantwortung nicht übernehmen. Das ist dein Ding. Vor allem ist es auch so, das Ding muss dir gefallen. Es muss für dich richtig genial geil sein. Dann schickst du noch mal die schriftliche Druckfreigabe.
Moni: Ja, und dann geht es weiter. Ja, dann kommt es endlich zum Verlag. Genau. Da ist die Lisa Profi. Wie machst du das?
Lisa: Also ich gehe jetzt, aber ich glaube, das haben wir ganz am Anfang auch schon mal gesagt, von Self Publishing aus. Das heißt, ich mache es dann so: Entweder der Kunde oder die Kundin kommt zu mir ins Büro oder wenn die Person, was meistens der Fall ist, irgendwo in der Schweiz, in Deutschland oder in irgendeinem anderen Ausland sitzt, trifft man sich über Zoom. Wir teilen den Bildschirm und laden das Ding gemeinsam hoch. Das heißt, da wird vorher ein Profil angelegt. Das übernehme meistens ich. Da kommt dann schon das Autorinnenfoto rein, eine kurze Beschreibung. Die Autorin oder der Autor gibt dann noch seine Daten dazu, die ich vielleicht nicht so weiß. Und dann wird das Ding hochgeladen gemeinsam. Da schauen wir uns dann an, was wird es kosten? Wie schaut es bei dir mit der Marge aus? Und so weiter. Da werden die Keywords hinterlegt, die Buchbeschreibung, also dieses ganze technische Zeit, das wir in Wirklichkeit eh schon haben, aber das jetzt an den richtigen Platz gesetzt wird.
Moni: Und dann? Wie lange dauert es dann, bis ich endlich das Buch in der Hand habe?
Lisa: Jetzt drücken wir mal auf Upload. Das ist immer ein ergreifender Moment. Da stoßen wir dann auch an.
Moni: Das stimmt. Das muss man erlebt haben.
Lisa: Meistens stoßen wir den über Zoom an. Also bitte aufpassen, dass du nicht dann vor lauter Begeisterung deinen Sekt oder was immer – vielleicht stößt du mit Kaffee an mit mir – über die Tastatur leerst. Und ja, dann ist der greifende Moment vorbei und dann freuen wir uns alle.
Moni: Okay, wie lange dauert es dann?
Lisa: Es kommt drauf an. Also ein E-Book kann sehr schnell da sein. Das andere dauert schon einige Wochen. Wobei bei dem Verlag, mit dem ich zusammenarbeite und deswegen liebe ich ihn heiß, funktioniert das Ganze so, dass es eine Feedbackschleife vom Verlag gibt. Das heißt, der Verlag schaut noch mal drüber, ob alles so ist, wie es gehört. Das heißt, dass das Ding dann auch wirklich gut ausschaut. Ja, jetzt habe ich noch immer nicht gesagt, wie lange es dauert. Also wenn alles gut geht und das Dokument schon so passt, wie es ist, kann ein Taschenbuch in circa zwei bis drei Wochen fertig sein. Bei einem Hardcover dauert es meistens ein bisschen länger, weil das einfach mehr Arbeitsprozesse sind, das fertigzustellen.
Und wenn du irgendeine Veranstaltung planst, eine Lesung oder sonst was, wo du das Buch brauchst, denk bitte dran, das Ding muss auch zu dir kommen. Das heißt, es gibt einen Postweg und der ist, gerade wenn es im Ausland ist, unter Umständen doch erheblich – bis zu einer Woche nämlich. Gerade beim Eigenverlag, wenn du in Wien wohnst oder in der Nähe, kannst du es dir auch direkt von der Druckerei abholen. Dann geht es natürlich am schnellsten. Ja, sind wir schon beim Fazit?
Moni: Na ja, man sollte vielleicht noch erwähnen, dass egal welchen Verlag du nimmst, egal ob das ein Hybridverlag ist oder ein traditioneller Verlag oder du es komplett selbst publishst, eine Arbeit bleibt dir auf keinen Fall erspart. Es liegt an dir, dein Buch zu vermarkten, Lesungen zu machen.
Nicht jetzt erst, im Idealfall schon viel früher. Das ist ja auch ein eigenes Thema.
Lisa: Das ist richtig. Das ist ein eigenes Thema. Darüber sollten wir auch mal reden.
Moni: Ja, da machen wir auch eine Folge dazu. Super. Jetzt sind wir beim Fazit, bitte. Also, wer jetzt aufmerksam zugehört hat bei dieser und bei der letzten Folge, wird feststellen, so ein Buchprojekt ist ein Riesending. Das heißt, wenn du irgendwo liest, dein Buch in drei Wochen vergiss es. Ich meine, ja, geht schon, aber es ist halt dann … nicht gut. Es ist genauso, man kann gewisse Dinge natürlich weglassen, das Endlektorat oder man kann sich eine KI nehmen, die herumlektoriert. Das geht schon alles. Die Frage ist halt, ob es dann nicht auch ein schlechtes Buch wird. Weil im Endeffekt soll es nicht nur fertig werden, das Buch, sondern auch gut. Das ist ja dann da, und jeder kann sehen, wie viel Arbeit man da reingesteckt hat oder auch nicht.
Lisa: Und falls du da irgendwo Unterstützung brauchst, du weißt, wo du uns findest. Und nicht vergessen, auch wenn es ein Riesenprojekt ist, es soll auch Spaß machen.
Moni: Yes. Aber damit das Projekt gut abläuft und der Spaß nicht untergeht, ist es hilfreich, sich vorher gewisse Dinge zu überlegen. Und da sind wir jetzt dann mitten im Thema der nächsten Folge, nämlich dem Buch Projektmanagement. Ja, das schauen wir uns in der nächsten Folge an.
Lisa: Gut, dann fröhliches Schreiben und bis zum nächsten Mal.



