The Write Way Podcast Folge 10: Wie zum Teufel entsteht so ein Buch? Teil 1

Moni: Herzlich willkommen zu Folge zehn unseres Podcasts. Mit dem Thema: „Wie zum Teufel entsteht eigentlich so ein Buch?“

Lisa: Wenn du ein Buch schreibst, hast du einige Learnings. Einerseits aus der Autoren- und Autorinnensicht, aber auch aus Sicht des Ghostwriters. Die meisten Learnings ergeben sich, wenn Autor und Autorin mit einem Ghostwriter zusammenkommen. Weil dann stellt sich heraus: Ist die Kommunikation gut gelaufen? Sind wir dem Fluch des Wissens zum Opfer gefallen, also dem Irrglauben, dass der andere eh alles weiß, was man selber auch weiß? Und so weiter.

Moni: Wenn du schreibst, ohne Ghostwriter oder ohne selbst Ghostwriter zu sein, dann ist das natürlich ein anderer Entstehungsprozess, Trotzdem könnte diese Folge interessant für dich sein; auch der Weg, wie es von der Idee zum fertigen Buch kommt, weil das ja durchaus komplex ist. Und manchmal auch sehr verwirrend sein kann, wann welcher Schritt kommt. Und genau das schauen wir uns jetzt im Detail an.

Lisa: Also gehen wir es eins nach dem anderen durch. Am Anfang war… die Idee. Also, es fängt im Idealfall mit einer Idee an. Und dann gibt es die Möglichkeit, also man hat die Idee, will sie selbst zu Papier bringen oder man denkt sich, hm, ich hole mir einen Ghostwriter oder dritte Möglichkeit, man ist der Ghostwriter. Auf jeden Fall will diese Idee umgesetzt werden und dann geht‘s halt wirklich ans Eingemachte, weil es einfach so viele Möglichkeiten gibt, diese Idee umzusetzen. Stellen wir uns vor, du würdest mit einem Ghostwriter arbeiten, dann käme als nächstes das Erstgespräch. Das heißt, du wirst dein Buch nicht allein machen, weil du keine Zeit hast oder weil du es dir nicht ganz zutraust, also kommst du zu mir oder zu einer Kollegin von mir. Wir haben ein Erstgespräch, entweder am Telefon, via Zoom, WhatsApp oder sonst was und wir stellen fest, okay, wir können miteinander. Du weißt vielleicht schon, wie du dein Buch verlegen wirst – oder auch nicht. Und wir plaudern einfach einmal so dreißig Minuten und schauen,: Passt es für beide Seiten? Passen unsere Vorstellungen zusammen? Und passen vielleicht sogar meine finanziellen Vorstellungen?

Ich werde an der Stelle sicher keinen fixen Preis sagen, weil ich es gar nicht kann. Dazu müssen wir noch ein bisschen viel mehr miteinander reden. Aber du kriegst einen ungefähren Preis.

Wenn ich mit einem Kunden arbeite, dann gibt es als nächstes den sogenannten Zielworkshop. Der ist übrigens auch für dich selbst wichtig, wenn du das Buch ohne mich machen möchtest.

Worum geht es in diesem Zielworkshop? Um die Fragen, die du dir stellen solltest, bevor du losschreibst. Es geht um:

  • Wie ist dein Zugang zu dem Thema?
  • Wie kann man dieses Thema überhaupt aufbereiten?
  • Es geht dann schon so in die Richtung auch Struktur, zumindest mal eine erste, die kann sich ja noch ändern.
  • In welchem Stil soll das Buch sein?
  • Du musst dir auch genau überlegen, für wen du schreibst.
  • Was willst du von dem Buch haben?
  • Was sollen die Leserinnen davon haben? Es wird darum gehen, dass die irgendwelche Erwartungen haben, die du natürlich erfüllen solltest.

Und ja, das ist auch der Nutzen für dich, also gerade, wenn du ein Experte / eine Expertin bist, die ein Sachbuch oder einen Ratgeber schreibt. Dann sollte es unbedingt einen Nutzen geben, Man kann auch persönliche Nutzen haben; und all diese Fragen, die wir in Folge drei schon sehr genau gesprochen haben, werden in dem Zielworkshop ebenfalls geklärt.

Dieser Workshop, wenn du ihn mit einem Ghostwriter machst, der ist kostenpflichtig. Er ist aber einfach notwendig, einerseits für den Ghostwriter, damit der oder die sich über das Angebot wirklich den Kopf zerbrechen kann, also sprich dir ein seriöses Angebot machen kann. Aber auch, damit du dir überlegen kannst, wie du weiter tust. Und du hast am Ende, zumindest bei uns, nach diesem Zielworkshop wirklich eine Struktur und ein Konzept, mit dem du auch allein weiterarbeiten oder woanders hingehen kannst, was wir natürlich jetzt nicht so leiwand finden, aber grundsätzlich geht’s.

Und du hast auch eine super Basis für ein Exposé für die unterschiedlichsten Verlage. Würdest du jetzt mit mir arbeiten oder mit einer meiner Kolleginnen, dann würdest du nach dem Workshop von mir ein Angebot bekommen. Mit möglicherweise unterschiedlichen Optionen, wenn du zum Beispiel noch nicht sicher bist, ob du mit einem Verlag zusammenarbeiten oder lieber ins Self-Publishing gehen möchtest. Das heißt, in dem Angebot kann dann drinnen sein zum Beispiel das Manuskript – Lektorat und Korrektorat ist bei mir immer dabei, ohne das geht’s nicht – aber auch Layout, Cover, Unterstützung bei der Veröffentlichung, ähm, Endlektorat, das heißt, dass das fertig gesetzte Manuskript nochmal durchgeschaut wird. Da gibt es ganz viele Punkte. Und dann, wenn du das Angebot annimmst, gibt es eine Auftragsbestätigung.

Diese Reihenfolge ist für uns ganz wichtig, da gab es einige Learnings, also Erstgespräch, Zielworkshop, Angebot, Auftragsbestätigung, Annahme des Auftrags durch dich, und zwar, indem du die Anzahlung überweist. Und dann beginnt der Ghostwriter oder die Ghostwriterin zu schreiben. Das ist aus unserer Erfahrung notwendig und sinnvoll. Es ist auch ein Commitment, dass wir brauchen, weil es kommt doch hin und wieder vor, dass man schon beginnt und der Kunde oder die Kundin überlegt sich’s anders, weil es irgendwo halt doch ein anderes Angebot gegeben hat.

Moni: Oder wir sind schon quer durch Österreich gefahren zu einem dreistündigen Zielworkshop und einem persönlichen Gespräch, bevor die Anzahlung eingegangen ist. Die dann nie kam.

Lisa: Es gibt alles Mögliche, aber im Idealfall ist es so, dass dann die Anzahlung kommt und dann würde der Ghostwriter anfangen. Dann haben wir alle Formalitäten hinter uns gebracht und dann gibt es eine Leseprobe. Das heißt, der Ghostwriter beginnt zu schreiben. Ich sag’s jetzt gleich, bevor du dann tatsächlich etwas in der Hand hältst, etwas Geschriebenes, kann das dauern. Das kann eine Woche dauern, es kann ein Monat dauern, manchmal dauert es sogar ein bisschen länger. Du brauchst an der Stelle eindeutig Geduld, aber es lohnt sich. Weil dieses erste Schreiben ist ein sehr, sehr kreativer Prozess, den kann man nicht erzwingen. Und da geht es wirklich darum, nicht nur irgendwas zu schreiben, sondern es in deiner Stimme zu schreiben. Das heißt nicht, dass ich mir bis dahin jetzt den Finger in den Nabel stecke und nichts tue. Ganz im Gegenteil, ich trage dein Buch mit mir spazieren, das geht mit mir in den Wald, das geht mit mir unter die Dusche, ich gehe damit schlafen.

Moni: Spannend, spannend, was das Buch, bevor es geschrieben ist, schon alles erlebt.

Lisa: Ja, das erlebt einiges und eines Tages klopft man die Muse aufs Hirn und ich fange zum Schreiben an. Und dann kann es sein, dass es relativ schnell geht und eines Tages liegt die erste Leseprobe in deinem Postfach.

Moni: Und warum ist die notwendig oder warum ist die so wichtig?

Lisa: Die ist so wichtig, weil wir uns ja abstimmen müssen, was den Stil betrifft. Ich habe da schon ganz lustige Sachen erlebt. Ich habe was geschrieben und der Kunde hat mir das Feedback gegeben.

„Lisa, ich finde mich in diesem Text nicht wieder. Ganz, ganz furchtbar unglücklich.“

Ich habe dann ein paar Worte geändert. Und auf einmal war er glücklich ohne Ende. Aber das ist einfach ein Prozess und das können Kleinigkeiten sein. Das kann sein, dass ich in dem Text aus irgendwelchen Gründen deine Hasswörter verwende. Bei mir ist zum Beispiel so eine Hassphrase „Sinn machen“. Es gibt nichts, Sinn macht nichts, es macht nichts Sinn. Es ist etwas sinnvoll. Also, ich will mich da jetzt nicht austoben drüber, aber jeder Mensch hat so seine Hass-Phrasen und seine Lieblings-Phrasen. Kann man aber manchmal zwar aus einem Erst- oder aus einem Zielworkshop rauslesen, aber nicht immer. Und da braucht man einfach das Gegenüber und das Feedback vom Gegenüber.

Moni: Genau, und das ist zu diesem Zeitpunkt besonders sinnvoll, oder? Weil es ist noch so ein bisschen die Abklopfphase, ja, so wie die Lisa gesagt hat, natürlich gab’s schon den 3-Stunden-Workshop und man hat schon viel kommuniziert und der Ghostwriter hat schon so eine ungefähre Idee vom Stil. Aber trotzdem ist diese Leseprobe mit dem ersten Feedback so wichtig, weil die den Weg ebnet für den Rest des Buchs. Alles, was man hier abklopft, was man hier klärt und festlegt, braucht man später nicht mehr ändern.

Lisa: Und auch inhaltlich natürlich ist dein Feedback immer wichtig, weil wenn du ein Buch mit einem Ghostwriter schreibst, dann bist du der Experte oder die Expertin und nicht der Ghostwriter. Der ist nur deine Stimme in diesem Fall. Übrigens ein Tipp am Rande, wenn du diese Leseprobe bekommst, lies sie dir laut vor. Und wenn du das Gefühl hast, es rollen sich dir die Zehennägel auf, dann sag es. Wenn du das Gefühl hast, das geht runter wie Karamell, dann passt alles. Aber wenn nicht, müssen wir wirklich reden. Ja, und wie gesagt, es ist sehr wichtig, wirklich konstruktives, ehrliches Feedback zu geben, damit die Weiterarbeit gut funktioniert und nicht hier schon Problemchen und Fehlerchen und Unzufriedenheit auf deiner Seite entstehen, die leicht auszumerzen gewesen wären.

Moni: Wenn wir jetzt davon ausgehen, du bekommst die Leseprobe, du gibst Feedback, ihr kommt auf einen grünen Zweig, es geht weiter – wie geht es weiter?

Lisa: Es geht so weiter, dass Step-by-Step das Manuskript erstellt wird. Das heißt, ich schreibe was, wir schicken es hin und her, auf welche Art auch immer. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Am liebsten tatsächlich arbeite ich mit Word und mit Versionen. Weil sich das am besten bewährt hat; es funktioniert zwar mit Online-Tools auch, nur wenn man nicht aufpasst, löscht dann der eine was vom anderen und dann gibt es auf irgendeiner Seite viel Unglück. Meistens auf meiner und deswegen mach ich das gar nicht so gern. Aber wie gesagt, es wird dann einfach das Manuskript Step by Step erstellt, bis einmal die Basisversion, das sogenannte Rohmanuskript, fertig ist.

Achtung an dieser Stelle, in diesem Rohmanuskript werden sich definitiv noch jede Menge Schreibfehler befinden. Das heißt nicht, dass es nicht besser kann, sondern dass ich dir sparen helfe. Das heißt, wenn es nicht ganz, ganz furchtbar ist, dass man die Sätze nicht mehr versteht, sondern einfach nur ein paar Kommas, Beistriche, ist eh das Gleiche, aber für unsere deutschen Zuhörer:innen, oder… sonstige Sachen, Groß-Kleinschreibung, dass das einfach noch nicht so perfekt ist, weil es an dieser Stelle nicht wichtig ist. Es geht einmal ums Reinspüren und das Ganze geht dann eh noch ins Lektorat, aber dazu kommen wir später.

Moni: Das heißt, also wenn das rohe Manuskript fertig ist, schickst du es an deinen Kunden oder deine Kundin. Und die gibt dir dann wieder Feedback und du arbeitest alle gewünschten Änderungen ein und dann gibt es noch ein bisschen Feedback-Schleifen, Ping-Pong sozusagen. Wie es eben passt. Und irgendwann ist dieses Manuskript fertig.

Wir können uns einigen, es passt alles und das heißt aber bitte, zu diesem Zeitpunkt muss alles da sein, was dieses Buch braucht. Das heißt, wir brauchen ein Vorwort, eine Einleitung, das Gender-Gsatzl, über die Autorin, idealerweise schon den Klappentext. Das heißt, wirklich alles Schriftliche sollte an dieser Stelle da sein. Quellenangaben, was immer, also auch, wenn du auf die Idee kommst, du hättest gerne ein Vorwort von jemand anderem: Jetzt muss alles da sein, und erst wenn das alles da ist, ist das Manuskript fertig.

Moni: Und dann passiert was?

Lisa: Und dann passiert Folgendes, dass der Kunde oder die Kundin das Manuskript freigibt fürs Lektorat. Das heißt, auch wenn du selbst schreibst: Wenn du dein Manuskript an einen Lektor oder eine Lektorin schickst, bitte alles in einem Dokument fixfertig. In Word, weil sonst wird’s chaotisch. Wenn du einen Teil schickst und dann kommt noch „über die Autorin“ hinterher und dann gibt’s auch irgendwann einen Klappentext, kann sein, dass es teurer wird als ursprünglich kommuniziert, weil ja die Lektorin oder der Lektor nicht das ganze Manuskript hatte für den Kostenvorschlag.

Moni: Es kann auch passieren, dass dann Sachen nicht so gut funktionieren, vielleicht auch nicht zusammenpassen, übersehen werden, weil wenn da ein paar Dokumente im Umlauf sind, wird es halt einfach chaotisch. Das heißt, alles so, wie es dann im Buch sein soll, Also textlich in einem Dokument ans Lektorat.

Lisa: Und noch ein ganz wichtiger Punkt, es sollte nicht nur ein Word-Dokument sein, es sollte tatsächlich eine aktuelle Word-Version sein. Die Moni und ich haben einmal die Situation gehabt, dass wir ein fertig abgeschlossenes Manuskript, das die Moni endlektoriert hat, hin- und hergeschickt haben. Ich hatte aus welchen Gründen auch immer eine alte Word-Version und jedes Mal, wenn es von der Moni zu mir zurückkommen ist, waren einige Wortabstände weg. Das heißt, es sind dann Wörter auf einmal zusammengewachsen. Zu zweit oder zu dritt haben sie wunderschöne Wortschlangen gebildet.

Moni: Leerzeichen, genau. Leerzeichen sind verschwunden.

Lisa: Und wir haben unsagbar viel Arbeit gehabt.

Moni: Genau.

Lisa: Jetzt reden wir schon sehr lang, gell? Was  hältst du davon, wenn wir den Teil zwei der Buchreise in der nächsten Folge machen?

Moni: Ich glaube, dass das eine super Idee ist, weil dir wird wahrscheinlich jetzt da als Zuhörer oder Zuhörerin eh schon der Kopf ein bisschen schwirren.

Lisa: Solltest du übrigens Fragen dazu haben, wenn du sagst, okay, das habe ich jetzt nicht verstanden. Es gibt ein paar gute Tipps diesbezüglich, wenn du auf meine Webseite schaust, auf www.lisakeskin.com findest du einen Blogbereich, der heißt The Writer’s Blog und da gibt es unzählige Blogartikel zu dem Thema, unter anderem auch einen mit dem Titel „Wie zum Teufel entsteht so ein Buch?“.

Moni: Genau, und wenn du uns weiter zuhören möchtest, dann gibt’s „Wie zum Teufel entsteht so ein Buch Teil zwei“ in der nächsten Podcast-Folge.

Lisa: Und ansonsten, wenn du jetzt das Gefühl hast, dir brennt gerade was dringend auf den Fingern oder im Kopf oder zwischen den Ohren, dann schreib einfach eine Mail. Genau, und ansonsten geduldest dich ein bisschen und wartest auf Folge zwei

Gut schreib, gut denk und bis zum nächsten Mal!