
The Write Way Podcast Folge 6 –Wer soll denn das lesen? Unsere emotionale Zielgruppe
There is no wrong way, there is only The Write Way.
Lisa
Willkommen zu Folge sechs zum Thema „Wer soll das lesen? Unsere emotionale Zielgruppe.“ Wir schauen uns an, warum nicht jede:r dein Buch lesen sollte, was demographische Eckdaten überhaupt sind und warum sie irgendwie gar nicht so viel bringen, und was diese emotionale Zielgruppe ist.
Da kriege ich immer wieder so Aussagen von meinen Kundinnen wie: „Also, mein Buch soll jeder lesen! Deswegen schreibe ich ja auch für alle!“ Leider nein, oder besser gesagt, bitte nicht, weil so funktioniert es nicht. Wenn du versuchst, für alle zu schreiben, erreichst du genau niemanden, weil du zu sehr darauf fokussiert bist, dass du es allen recht machst. Und damit wirst du wischiwaschi. Ein bisschen polarisieren ist gar nicht schlecht. Und vor allem: Schreib dich in die Herzen von den Leuten, die du wirklich erreichen möchtest.
Moni
Okay, aber was sind jetzt demographische Eckdaten und wieso bringen die gar nichts oder nicht so viel?
Lisa
Wenn man Menschen demographisch einteilt, heißt das zum Beispiel, alle geschiedenen Unternehmerinnen zwischen fünfunddreißig und sechsundvierzig oder alle glatzköpfigen Männer unter fünfzig. Aber das Blöde ist, nicht alle Menschen mit ähnlichen Eckdaten haben ähnliche Werte, Einstellungen, Probleme oder Wünsche. Und sie haben meistens nicht einmal annähernd ähnliche Lebenssituationen. Das heißt, so kommen wir nicht weiter. Wenn wir jetzt davon ausgehen, wir schreiben für Frauen mit folgenden Eckdaten:
- geschieden,
- zwischen fünfunddreißig und sechsundvierzig
- und Unternehmerin.
Dann hätten wir zum Beispiel die Henriette, die ist fünfundvierzig, hat eine erwachsene Tochter, die sie finanziell unterstützt. Die Henriette ist in Wien zu Hause, hat ein florierendes Immobilienbusiness. Ihr Ex-Mann ist notorischer Spieler und der hat Schulden in Millionenhöhe.
Ja, und dann gibt es die Dolores, die ist vierundvierzig, wurde als Mann geboren, hat sich immer schon als Frau gefühlt, hat dann eine Geschlechtsanpassung gemacht und unterrichtet jetzt Yoga auf dem Land und hat laufend Dates mit einem jungen Mann, in den sie furchtbar verliebt ist.
Dann gibt es auch die Agnes, vierzig, kleiner Sohn, hat eine Lebensgefährtin und drei Hunde und die wohnen gemeinsam alle auf dem Grundstück ihres Ex-Mannes, also von der Agnes. Im Wohnwagen. Zu dem, also zum Mann, haben sie nach wie vor ein gutes Verhältnis. Ja, und die Agnes verkauft Keramikfiguren und spart auf eine E-Gitarre, weil ihr großer Traum ist es, nämlich in einer Band zu spielen.
Und last, but not least, gibt’s die Ruby, die ist fünfunddreißig, Coach, hat eine Beziehung, in der sie sehr glücklich ist und kinderlos. Gemeinsam mit ihrem Partner hat sie eine Firma. Beruflich reisen sie permanent kreuz und quer durch Europa und geben Workshops für große Unternehmen. Und in ihrer Freizeit geht die Ruby gern Paragliden, Mountainbiken oder mit dem Hund spazieren. Ja, und diese Frauen haben jetzt außer den demografischen Eckdaten genau was gemeinsam?
Moni
Na, vermutlich sehr wenig.
Lisa
Und sind wir uns ehrlich: Im echten Leben würden sie sich wahrscheinlich nie über den Weg rennen und wenn, dann könnten sie sich nicht leiden. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass die vier Frauen ähnliche Werte oder Einstellungen haben, ist sehr gering und es wäre ein reiner Zufall.
Also so wird es nichts. Schauen wir es uns einmal anders an.
- Für wen passt dein Buch wirklich?
- Wer hat den größten Nutzen davon
- und wer kann die Botschaften in deinem Buch wirklich gut nehmen und umsetzen?
Naja, könnte ich jetzt sagen, es kommt vermutlich auf den Stil an, in dem ich schreibe, oder? Okay, und jetzt? Wir wissen nicht, in welchem Stil wir schreiben wollen, weil wir nicht wissen, für wen. Dumm gelaufen, oder? Lassen wir es? Oder gehen wir es ein bisschen anders an?
Ich gebe dir ein Beispiel. Stell dir vor, du willst ein Buch schreiben – wovon ich ausgehe, weil sonst würdest du jetzt wahrscheinlich nicht zuhören. Und jetzt hast du gehört, Bücher müssen seriös sein, weil gerade, wenn du ein Sachbuch schreibst, das muss einfach seriös sein. Du musst schreiben, als wenn du den sprichwörtlichen Stecken im Arsch hättest. Nämlich so, wie es sich gehört: seriös und ernsthaft. So dass es nach menschlichem Ermessen und statistischen Gesichtspunkten so viele Menschen wie möglich erreicht. Weil das wollen wir ja, oder?
Jetzt stell dir vor, das Buch liegt marketingtechnisch super aufgestellt in der Buchhandlung. Die einen sehen es und gehen gleich weiter, weil es sie nicht so interessiert, weil ihnen die Aufmachung nicht gefällt. „Ist zu mainstream, das kennt man schon. Ja, von denen haben wir eh schon fünf zu Haus.“ Und die anderen schauen rein und denken sich, oh, ist eigentlich ein gutes Sachbuch. Vielleicht kaufe ich es irgendwann. Aber sie machen es nicht, weil du die auch nicht erreicht hast. Und dann kommen die, denen genau das Buch gefällt, genau so, seriös und Stecken im Arsch und so weiter und so fort und die kaufen das Buch. Und dann sagen sie, boah, die Frau oder der Mann ist cool, bei dem möchte ich gerne einen Workshop machen oder ein Coaching oder keine Ahnung, irgendein Business, weil wegen dem hast du ja das Buch unter Umständen geschrieben, wenn es jetzt ein Sachbuch ist.
Dann kommen sie zu dir und erwarten sich – ja, die mit dem Stecken im Arsch! – dich so, wie du eigentlich nicht bist, weil du eben vielleicht nicht so mainstream bist, sondern doch ein bisschen anders. Und das ist dann ziemlich blöd, weil du hast dann in Wahrheit nur zwei Möglichkeiten.
Du kannst entweder weiter auf seriös machen und ernsthaft, was unpackbar anstrengend ist, wenn man nicht so ist und irgendwann kommt es raus. Oder du versuchst, deine neuen Kunden und Kundinnen davon zu überzeugen, dass du eigentlich noch viel cooler bisr, als du dich in deinem Buch dargestellt hast. Geht sicher. Aber warum nimmst du nicht den einfachen Weg über die emotionale Zielgruppe?
Moni
Ja, aber was ist jetzt die emotionale Zielgruppe?
Lisa
Wenn du von Haus aus weißt, wer du bist, wofür du wirklich stehst und welche Werte du hast, kannst du das alles in dein Buch einbauen. Und dann kommen alle richtigen Leserinnen automatisch zu dir. Nämlich die, die einen ähnlichen Humor haben und ähnliche Werte wie du. Die, wenn du dann vielleicht mit einer zusammenarbeitest, du Spaß hast. Wo es nicht mühselig ist. Also nicht alle geschiedenen Frauen zwischen fünfunddreißig und sechsundvierzig, die Unternehmerinnen sind, sondern solche, die ähnliche Visionen und Ziele haben wie du.
Moni
Was ja auch sinnvoll ist. Weil wenn ich jetzt ein Buch lese von jemandem, der vielleicht schon dort ist, wo ich hinkommen möchte, der mich vor allem auch dort abholt, wo ich stehe, dann werde ich mich da auch richtig angesprochen fühlen. Und umgekehrt, wenn ich mir anschaue, wer sind denn meine Kunden und Kundinnen, dann sind das hoffentlich Leute, mit denen ich auch so auf einen Kaffee oder Tee gehen würde. Und dann ist es mir eigentlich wurscht, ob sie geschieden sind und Männchen oder Weibchen und wie alt. Und jung oder nicht und Unternehmerinnen ja oder nein oder Kinder und vielleicht auch nicht oder Haustiere oder was auch immer, sondern da geht es mir um, eben wie du gesagt hast, Gemeinsamkeiten, ähnliche Werte, ähnliche Vorstellungen. Und das sind halt auch genau die Leute, die ich ansprechen möchte, wenn ich schreibe. Also deine natürliche Fanbase.
Lisa
Richtig, ja. Die Leute, die ähnlich ticken und die ich mit meinen Geschichten abholen kann, die ich mit dem, was ich schreibe und wie ich es schreibe, dazu bringe, dass ihre Herzen höherschlagen, wenn sie an die Geschichten denken und die Augen leuchten, wenn sie mein Buch lesen. Und es ist ja so, es gibt ja wissenschaftliche Studien, dass wir Menschen, die uns ähnlich sind, attraktiv finden, dass wir uns bei denen einfach wohlfühlen, dass wir gerne in deren Nähe sind. Und das kann man genauso aufs Business und aufs Schreiben ummünzen, weil wir bleiben halt am liebsten in unserer Komfortzone, auch in der sozialen und menschlichen. Und gerade, wenn man mit jemandem zusammenarbeiten oder jemanden beauftragen, dann ist das wahnsinnig relevant und relevanter als das Alter einer Person zum Beispiel.
Sei du selbst
Lisa
Ja, definitiv. Jetzt denkst du, wenn du mir so zuhörst oder uns so zuhörst, vielleicht, okay, super, aber ich schreibe kein Sachbuch, ich schreibe einen Roman. Ja, ändert aber nichts. Weil auch im Roman, wenn man sich mit dem Autor bzw. mit den Protagonistinnen identifizieren kann, hat man einfach ein besseres Gefühl.
Dann neigt man aber auch dazu, leichter eine gute Rezension zu geben, das Buch zu empfehlen und vielleicht sogar zu verschenken und vor allem die Leser und Leserinnen sehen dann auch leichter mal drüber hinweg, wenn uns ein Hoppala passiert. So wie mir zum Beispiel, wenn ich mich immer mal ein bisschen verplappere.
Moni
Ja, aber, und da möchte ich nochmal auf den Stil zurückkommen, weil wir den ja vorher auch angesprochen haben, Wir versuchen ja auch im Podcast so zu sein, wie wir sind, also kommt manchmal irgendein Blödsinn raus oder wir fangen zu lachen an oder was auch immer, aber das sind halt wir und das ist unser Stil und genauso ist es beim Schreiben. Wenn du nicht den Stil schreibst, der deiner ist, dann sprichst du entweder niemanden an oder die falschen Personen.
Vor allem aber, und ich glaube, das ist ganz, ganz wichtig, macht es dir dann auch keinen Spaß mehr, weil du ja ständig damit beschäftigt bist, diesen einen Stil zu treffen, der nicht deiner ist. Da sieht man halt auch, wie wichtig diese Zusammenhänge sind. Ich erinnere auch an die Folge zum Zielgespräch mit sich selbst, warum es so wichtig ist zu wissen, wen man ansprechen möchte und wie man diese Leute ansprechen möchte. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass jemand in ein Buch kurz reinschaut und sich denkt, na, mit dem Stil, mit der Person kann ich nicht, die finde ich überhaupt nicht lustig oder die finde ich zu lustig oder was auch immer und es wieder weglegt, aber das ist dann eben nicht deine Zielgruppe. Der große Vorteil, auch wenn es im ersten Moment so klingt, oh Gott, die mag mein Buch nicht, ja, aber dann kriegst du wenigstens keine schlechte Rezension, weil schlechte Rezensionen kommen ganz oft daher, dass nicht klar rauskommt, wer die Zielgruppe ist und dann Leute dieses Buch lesen und sich denken, das habe ich anders erwartet oder ich hatte überhaupt ganz andere Vorstellungen oder was auch immer.
Lisa
Deswegen ist ja der Klappentext so wichtig. Aber das ist definitiv eine andere Folge, in der wir uns den anschauen werden. Aber ja, es ist ganz einfach so, du kannst nicht alle erreichen, es ist wichtig, dass die, die du erreichst, dass du die wirklich im Herzen erreichst.
Moni
Genau. Wir machen das übrigens auch bei unserem Lehrgang so, wir haben ganz bewusst bei der Werbung Bilder und oder Texte, die polarisieren, weil die Leute, die sich da nicht angesprochen fühlen oder – noch schlimmer sich darüber aufregen –, definitiv nicht die Leute sind, die mit uns ein Jahr verbringen möchten.
Lisa
Und vor allem auch nicht die Leute sind, mit denen wir ein Jahr verbringen möchten. Und das ist okay. Das heißt ja nicht, dass diese Leute schlecht sind. Sie sind einfach nicht zu uns passend und umgekehrt. Wir sind deswegen jetzt auch nicht besser oder schlechter. Aber es ist einfach ganz, ganz wichtig, wenn es um Zusammenarbeit in welcher Art und Weise auch immer geht und das ist es auch bei einem Buch, auch da gibt es eine Zusammenarbeit quasi zwischen Autorin und Leserin, dass es da wirklich gut funktioniert und dass man sich da eher auf wie die Personen sind konzentriert und nicht darauf, wo sie wohnen und ob sie ein paar Kinder in die Welt gesetzt haben.
Also zusammengefasst könnte man sagen, mach es dir leicht, sei einfach du. Es gibt nämlich eins auf der Welt, dass du mit Sicherheit besser kannst als alle anderen. Und das ist du sein. Also sei du. Zieh die Menschen an, die wirklich zu dir passen, vor allem die Leser und Leserinnen, die zu dir passen und rocke es.
Moni
Ja, und damit sind wir schon wieder am Ende.
Lisa
Ja, so schnell geht es manchmal, gö?
Moni
Aber es kommt ja gleich die nächste Folge. In spätestens zwei Wochen. Nämlich zum Thema, warum schreibst du überhaupt? Gute Frage, oder?
Lisa
Ja. Moni, warum schreibst du überhaupt?
Moni
Das erzähle ich vielleicht in der nächsten Folge.