Brösels neue Kleider

von Ursula Rathensteiner

Der kleine Brösel winselt. Er schaut immer wieder zurück zum Haus.

„Möchtest du schon nach Hause?“, fragt Peter seinen braunen Dackel besorgt. Sein Hund schaut ihn mit großen Augen an. „Dann drehen wir lieber um!“, meint Peters Vater. „Wir gehen ja schon, mein Kleiner!“, flüstert Peter seinem Hund zu.

Gesagt – getan. Daheim angekommen, öffnet Peters Vater die Tür. Sein Sohn versucht, Brösel festzuhalten, der kleine Dackel reißt sich aber mitsamt der Leine los. Der Hund flitzt ins Haus und versteckt sich in einer Ecke im Wohnzimmer. Peters Vater schüttelt den Kopf. Er und sein Sohn ziehen ihre dicken Winterjacken aus. Sie folgen Brösel ins Wohnzimmer und der Bub nimmt seinem Hund die Leine ab. Brösel winselt immer noch leise.

Da kommt Peters Mutter ins Zimmer. „Das war aber ein kurzer Spaziergang!“, bemerkt sie. „Brösel geht es nicht gut, Mama“, erklärt Peter aufgeregt. Er erzählt seiner Mutter, dass der Dackel nicht weit Gassi gehen wollte. „Ist Brösel krank?“, fragt der Bub traurig. „Ich glaube nicht“, versucht seine Mutter ihn zu beruhigen. „Aber irgendetwas ist mit ihm! Sonst freut er sich doch immer so auf seinen Spaziergang. Heute wollte er gleich wieder heim. Stimmt’s, Papa?“ Peters Vater nickt.

Mama schaut nachdenklich aus dem Fenster: Draußen ist alles weiß und der Schnee glitzert in der Sonne. Es ist wunderschönes Winterwetter – für uns Menschen jedenfalls. Kleine Dackel wie Brösel freuen sich weniger über die eisigen Temperaturen. Das bemerkt auch Peters Mutter. „Vielleicht ist es Brösel zu kalt draußen“, meint sie. „Genau! Das wird es sein!“, stimmt ihr Peters Vater zu. Der kleine Bub hat eine Idee. „Dann braucht er so eine warme Jacke wie ich!“, ruft er strahlend. „Genau!“, sagt seine Mutter. Peter schaut zum kleinen Brösel hinüber. „Aber meine ist ihm viel zu groß“, überlegt der Bub. Sein Lächeln verschwindet aus seinem Gesicht. Eine Träne kullert über seine Wangen. „Was machen wir denn jetzt?“, fragt Peter verzweifelt. Seine Mutter weiß Rat. Sie nimmt ihren Sohn in den Arm und erklärt ihm: „Gleich morgen kaufen wir einen warmen Mantel für Brösel.“ „Einen Blauen, so wie meine Jacke“, stellt Peter klar. Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.

Am nächsten Abend ist ein gemeinsamer Winter-Spaziergang mit der ganzen Familie geplant. Peter ist in seine dicke blaue Winterjacke eingepackt, seine Mutter trägt einen roten warmen Mantel und sein Vater hat eine schwarze Daunenjacke an. Der kleine Brösel ist in einen flauschigen blauen Hundemantel mit grünen Punkten gehüllt. An seinen kurzen Beinchen kann ihm auch nicht kalt werden: Er hat dunkelgrüne Hundeschuhe an, die genau auf seine Pfoten passen. Der kleine Brösel ist nun auch für die eisigen Tage bereit. Zufrieden wedelt er mit seinem kurzen Dackel-Schwänzchen, als die vier gemeinsam das Haus verlassen. Brösel trappelt vergnügt vor Peter und seinen Eltern her. Er traut sich sogar, am weißen Schnee zu schnuppern – und nachhause möchte Brösel noch lange nicht.

Ursula Rathensteiner hat Germanistik und Anglistik & Amerikanistik studiert. Das passte genau zu ihr – liebt sie doch Geschichten. Wo auch immer diese zu finden sind, fühlt sie sich wohl: in Büchern, im Theater, im Fernsehen oder im Kino. Manchmal kommen aber auch Geschichten zu ihr und wollen von ihr selbst geschrieben werden. Zum Ausgleich steht Sport auf dem Programm, (fast) alles was Dance oder Tanz im Titel hat, wird ausprobiert. Außerdem ist Ursula Tierfreundin und Katzenmensch.

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