Das Winterstiefel-Wunder
von Michaela Kempter und Sladjana Barbulovic
von Michaela Kempter und Sladjana Barbulovic
Familie Winterstiefel lebt in einem kleinen Haus auf einem großen Hügel. Hinter dem Haus befindet sich ein Wald. Wenn sie zum Fenster hinausblicken, sehen sie den Dorfplatz. Die Bewohner des Dorfes Laliputti fanden die Familie Winterstiefel immer schon lustig. Warum wohl, fragt ihr euch? Das kommt so: Die Familie Winterstiefel produziert Winterstiefel und keiner weiß, woher sie kommen. Das Lustigste daran ist, dass die Winterstiefel vor Weihnachten unsichtbar sind und es so aussieht, als würde Familie Winterstiefel durch den tiefen Schnee barfuß gehen. Die Winter in Laliputti sind immer sehr kalt und schneereich. Die ganze Familie Winterstiefel ist immer fröhlich, lebendig und gesund.
Weit und breit ist keine Fabrik zu sehen, aber pünktlich zur Weihnachtszeit finden die Dorfbewohner neue Winterstiefel unter ihren Christbäumen. Die Neugierigen unter den Dorfbewohnern wollen jedes Jahr um diese Zeit herausfinden, woher die Stiefel kommen. Viele glauben, dass es mit dem Wald, der hinter ihrem Dorf liegt, zu tun hat. Aber bis zum Wald hat es bisher niemand geschafft, außer die Familie Winterstiefel. Am liebsten geht die Familie nämlich gemeinsam im Wald spazieren.
Eines Tages ist Anna-Marie, die Tochter der Familie Winterstiefel, auf dem Weg ins Dorf, als ihr plötzlich Bobby begegnet – der Sohn der Familie Zimtschnecke.
Bobby: “Hallo Anna-Marie. Wo sind deine Stiefel? Ist dir nicht kalt?”
Anna- Marie: „Hallo Bobby, die Stiefel hab ich an, bist du blind? Hihihihi!”
Bobby: “Nein, ich seh sie nicht. Warum sollte ich dich sonst fragen?”
Anna-Marie: “Natürlich kannst du sie nicht sehen, vor Weihnachten hat sie noch nie jemand gesehen.”
Bobby: “Ja genau, vor Weihnachten sind sie ja unsichtbar. Das ist verrückt. Magst du mir das Geheimnis eurer Stiefel verraten? Weißt du, ich möchte gerne wissen, wie sie produziert werden.”
Anna-Maria: “Du bist ja verrückt, das werde ich sicher nicht tun! Geh lieber deine Zimtschnecken backen. Und wir treffen uns vor Weihnachten wieder hier.”
Früher einmal war die Familie Winterstiefel furchtbar arm. Anna-Marie ging oft in den Wald und weinte, weil sie sah, dass ihr Eltern sehr traurig waren. Sie konnten ihrer Tochter nichts zu Weihnachten schenken und waren deshalb verzweifelt. An einem Wintertag vor Weihnachten ging Anna-Marie in den Wald und sah einen riesengroßen Baum. Sie setzte sich neben den Baum und schlief ein. Als sie aufwachte, sah sie jede Menge Winterstiefel auf dem Baum hängen. Sie war ganz aus dem Häuschen und blickte hinauf. Sie konnte es kaum glauben und war überwältigt. “Wie schön wäre es, wenn ich alle diese Stiefel einpacken und nach Hause bringen könnte”, dachte Anna-Marie. Aber sie hatte ihre Rodel zu Hause vergessen.
Sie schaute zum Baum auf und fragte: “Lieber Baum, was soll ich nur machen? Es würde meiner Familie so sehr helfen, wenn ich die Stiefel ins Dorf transportieren könnte, um sie dort zu verkaufen.”
Der Baum sprach zu Anna-Marie: “Liebes Kind, geh du in Ruhe nach Hause. Vertrau mir, morgen ist Weihnachten. Du wirst die Stiefel morgen am Dorfplatz vorfinden. Das bleibt aber für immer ein Geheimnis zwischen uns. Ich habe dich so oft traurig gesehen im Wald. Und ab heute soll es dir und deiner Familie an nichts mehr fehlen. Du musst mir nur vertrauen.”
Anna-Marie sprang hoch und umarmte den Baum: “Ich bin dir so dankbar, lieber Baum. Ich vertraue dir.” So war es seither immer gewesen.
Anna-Marie konnte kaum schlafen in dieser Nacht vor Weihnachten, sie wollte ganz früh zum Dorfplatz gehen und sehen, ob die Stiefel schon auf dem Baum hingen. Als sie dort ankam, brach sie in Freudentränen aus. Rundherum lagen zahllose kunterbunte Winterstiefel. Als sie vor Glück sprang, kam gerade Bobby um die Ecke. In seiner Hand trug er eine große Zimtschnecke und hatte einen breiten Grinser auf den Lippen. Anna-Marie griff nach einem Paar kunterbunter Winterstiefel und ging auf ihn zu. Als sie sich trafen, drückte sie ihm das farbenfrohe Stiefelpaar entgegen und Bobby reichte ihr die süß duftende Zimtschnecke.
Bobby nahm Anna-Marie in die Arme und hob sie in die Luft: “Wow, wie hast du das geschafft?”
Anna-Marie blickte ihn mit einem freundlichen Lächeln an und sagte: “Mein Freund, zu Weihnachten ist alles möglich!“
Sladjana Barbulovic ist Autorin und gibt sich gerne ein bisschen geheimnisvoll.
Vielleicht wirst du später mehr über sie erfahren.